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19.06.2007

EU Interreg IIIB Projekt
LancewadPlan

Common Wadden Sea
Secretariat, Wilhelmshaven

       

 

Unsere Heimat und einzigartige Kulturlandschaft gestalten

Internationale Konferenz in Wilhelmshaven verstärkte die Zusammenarbeit zum Erhalt unserer Landschaft und Kultur in der Wattenmeerregion

Über Bedeutung, Nutzung und Erhalt unserer historischen Kulturlandschaften und unseres kulturellen Erbes debattierten heute in Wilhelmshaven 50 Experten und Interessierte aus Dänemark, den Niederlanden, England und Deutschland. Das internationale Wattenmeersekretariat hatte die Veranstaltung im Terramare als Abschluss des EUkofinanzierten Projektes LancewadPlan in Wilhelmshaven organisiert.
Die Kulturlandschaft in der Wattenmeerregion ist weltweit von herausragender Bedeutung und in ihrer vieltausendjährigen Geschichte einzigartig. Wurten, alte Deichlinien, Wallhecken, historische Feldstrukturen sowie Polder und Köge prägen die Landschaft entlang unserer Küste. Auf Basis einer Kartierung von Kulturgütern und besonderen Landschaftselementen wurde das Projekt LancewadPlan 2004 ins Leben gerufen, um ihre Bedeutung und Charakteristika hervorzuheben und auf überregionaler Ebene Vorschläge zum sorgsamen Umgang mit diesen Werten zu erarbeiten.
In den drei Jahren internationaler Kooperation hat das Projekt Erstaunliches geleistet. Die gesamte Wattenmeerküste wurde in 60 Kultureinheiten treffend charakterisiert, auf regionaler und lokaler Ebene kam eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Landschaftsplanern zustande. Kleinprojekte im Kulturtourismus wurden initiiert und Informationskampagnen zusammen mit Museen durchgeführt.
Ein bedeutendes Ergebnis ist auch die Zusammenstellung eines Handbuches mit guten Beispielen aus der Praxis, wie in den Wattenmeerländern die Kulturgüter genutzt und geschützt werden können.
Den Schwerpunkt bildet ein transnationaler Managementplan zum Erhalt und der Entwicklung der Kulturlandschaft. Hier werden Visionen und Strategien für die kommenden 30 Jahre dargelegt und Empfehlungen für Projekte gegeben. Diese umfassende Strategie wurde in den vergangenen Wochen in regionalen Konferenzen in den beteiligten Ländern vorgestellt, diskutiert und als Rahmenwerk für zukünftiges Handeln angenommen.
Die Ergebnisse des LancewadPlan Projektes bildeten den Einstieg in eine Reihe von hochinteressanten Vorträgen und lebhaften Diskussionen zu brisanten Fragestellungen, die im Umgang mit unserem kulturellen Erbe entstehen.
Professor Ludwig Fischer aus Hamburg gab als Experte einen Abriss über den historischen Wandel in der Betrachtung und Bewertung von Natur und Kulturlandschaften in der Wattenmeerregion. In der Frühzeit wurden Natur und Landschaftselemente noch als wild und bedrohlich empfunden. Diese Sichtweise wandelte sich später hin zur sinnlichen, erhabenen Ansicht, zu einem Leben mit der Natur und zu einem gestalterischen Umgang, der unsere heutige Kulturlandschaft hervorgebracht habe.
Englische Kollegen analysierten mit einem Blick von außen die charakteristischen Merkmale dieser Landschaft und hoben ihre einzigartige Bedeutung auch auf internationaler Ebene hervor. Bei all den kleinräumigen Eigenarten haben die Marschen der Wattenmeerküste von Dänemark bis Nordholland doch eine wunderbare, gemeinsame Entwicklung erfahren, dessen Zeugen und heutigen Schätze es auch gemeinsam zu schützen gelte. Als einen Vorteil für die regionale Entwicklung hoben sie die Potenziale hervor, die in unserer Kulturlandschaft stecken und die es sinnvoll und umsichtig zu nutzen gelte.
Die Landschaftsarchitektin Vibeke Nellemann aus Kopenhagen machte deutlich, dass eine detaillierte Landschaftscharakterisierung für die weitere regionale Planung unverzichtbar ist. Nur wenn man die Charakterzüge der Landschaft und ihrer Werte ins rechte Licht setzte, könne man dies in der Raumplanung berücksichtigen. Die umsichtige Planung komme dann natürlich der Bevölkerung zu Gute, die sich mit ihrer Landschaft und Heimat identifiziere.
Schließlich umriss der historische Geograph Willem Foorthuis aus Groningen den prägenden Einfluss der Landwirtschaft auf die historische und aktuelle Entwicklung der Kulturlandschaft. Feldstrukturen, Entwässerungssysteme sowie Polder und Köge zeugen bis heute davon. Mit der heutigen, industriellen Landwirtschaft vollziehe sich der Wandel der Landschaftsmerkmale jedoch so rasant, dass hier in Kooperation mit den Landwirten eine Lösung gefunden werden müsse, wenn wir die Zeugen unserer Kulturgeschichte erhalten wollen, so Forthius.
Unter der Moderation von Hauke Jöns, wissenschaftlicher Direktor des Niedersächsischen Institutes für Historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, entspann sich eine lebhafte Diskussion zu den Ergebnissen des Projektes und den aufrüttelnden Vorträgen. Jöns, mit Leib und Seele Archäologe, unterstrich die Notwendigkeit, die Wissenschaft in Planung und Entwicklung unserer kulturhistorischen Landschaft einzubeziehen.
Der Projektmanager von LancewadPlan im internationalen Wattenmeersekretariat und Organisator der Konferenz, Manfred Vollmer, hob noch einmal die Wichtigkeit der Zusammenarbeit sowohl der Länderebenen als auch der unterschiedlichen Disziplinen und Sektoren hervor. Nur mit vereinten Kräften aller Beteiligten seien die Belange der Kulturgeschichte in der regionalen Planung und Entwicklung gebührend zu berücksichtigen.
Die Konferenz endete mit der Erklärung der Teilnehmer, die Ergebnisse der Tagung zu nutzen und das Netzwerk zum Erhalt und zur Entwicklung unseres kulturellen Erbes weiter auszubauen und zu stärken. Es wurde vereinbart, den Wissensaustausch zwischen den verantwortlichen Organisationen und Instituten zu fördern und zunächst kleinere Projekte auf den Weg zu bringen, die auch das Bewusstsein der Bevölkerung gegenüber unserem Kulturerbe stärken sollen.


 

Ansprechpartner: Manfred Vollmer
Tel. 04421 – 9108 18
vollmer@waddensea-secretariat.org
 
Common Wadden Sea Secretariat,
Virchowstr. 1, D-26382 Wilhelmshaven
Phone: +49 (0)4421 9108 0
www.wadddensea-secretariat.org
info@waddensea-secretariat.org

 

Teilnehmer der LancewadPlan Conference, Wilhelmshaven

 

Albert Ettema, Leiter der Steuergruppe des Projektes

Manfred Vollmer, Koordinator des Projektes